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30.04.2020 Kategorie: Gemeindeleben

Sonntag Kantate

Ev. deutschsprachige Gemeinde in Beirut/Libanon

Diese Zeilen zum Sonntag Kantate erhielt ich von Pfarrer Jürgen Henning. Er ist der Pfarrer der ev. deutschsprachigen Gemeinde in Beirut/Libanon.

Liebe Freundinnen und Freunde in Christus!
Zum Singen ruft uns der Wochenspruch nach dem Kantate-Sonntag auf. Und ich ließ mich immer gern mitziehen in den Gesang der Schöpfung im Frühling in Deutschland, den ich dort einen nasskalten grauen Winter lang sehnsuchtsvoll erwartete: ein neues, junges Lied des Lebens!   Viele freilich tun sich schwer mit dem Singen in unserer Zeit, zumindest mit dem Einstimmen in Lobgesänge. Überall auf der Welt werden in diesen Wochen und Monaten Trauergesänge angestimmt, oft nur von sehr wenigen Menschen, die sich überhaupt versammeln dürfen zur Beerdigung eines Menschen, der an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus starb.  Die Kirche ist immer eine singende gewesen. Singend wird in der Gemeinde geweint mit den Traurigen, und die Klage der Verstummten wird laut. Singend erschallt das Lachen der Fröhlichen. Und die Botschaft des Glaubens findet ihren Ausdruck im dankbaren Lobgesang an den Schöpfer und Erhalter, an den Erbarmer und Erlöser der Welt. Vieles, was mit noch so überlegten, zuweilen sehr komplizierten Gedankengängen kaum „rüber zu bringen“ ist, wie wir salopp und treffend sagen, - im anbetenden Gesang findet es den Weg nicht nur durch das Ohr ins Hirn, sondern vor allem ins Herz des Menschen. Singen berührt und bewegt, singen zieht mit: der Klang, der mich erreicht, bringt auch die Saiten meiner Seele zum Schwingen.  Einem dankbaren Lobgesang gelingt es dann auch viel eher, als allem Argumentieren, über das Lied der Klage zu siegen, dass sich meist viel schneller und anhaltend auf unsere Herzen und Seelen legt und sich dort so wohl fühlt, dass es kaum mehr weichen will. Genau das aber macht in unseren Tagen nicht wenige krank, auch wenn sie nicht an dem Virus erkranken. Darum: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Singt an gegen das alte Lied, die alte Leier, die euch hält und drückt, die euch benebelt und verdüstert, bis ihr keinen Blick mehr habt für anderes, neues, für die Hoffnung, für die Wunder, die Gott geschehen lässt, immer wieder, Tag um Tag. Und Gott lässt sie geschehen! Sehen wir sie und gewinnen daraus Zuversicht in der jetzigen Not!

Und er schließt mit dem folgenden Gebet

Ich lobe meinen Gott,  der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. 

Ich lobe meinen Gott,  der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.

Ich lobe meinen Gott,  der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.

Ich lobe meinen Gott,  der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

Ich lobe meinen Gott,  der meine Tränen trocknet,dass ich lache.

Ich lobe meinen Gott,  der meine Angst vertreibt, damit ich atme.

Bleiben Sie ALLE behütet und gesund!


 
 

Foto: privat

Beitrag von Pfarrer Jürgen Henning/Rose-Marie Hashash