Angedacht
Am Wursttresen bekommt der kleine Junge eine Scheibe Mortadella geschenkt. "Und was sagt man?" ermahnt die eifrige Mutter ihn freundlich. "Noch eine!" antwortet der Dreijährige.
Der Mutter schießt die Röte ins Gesicht. Die Verkäuferin lächelt. Sie hat verstanden: Das Kind freut sich über das Geschenkte.
Denn man kann hinter der Bitte-um-mehr durchaus einen Dank erkennen. Die Freude über das Geschenk und den Wunsch, so etwas möge doch öfter geschehen.
Nun muss aber nicht hinter jedem Danke automatisch ein wirklicher Dank stehen. Es kann auch mal eine schnell gesagte, oberflächliche Floskel oder manchmal gar unehrlich und sarkastischgemeint sein (im Sinne von: Na schönen Dank auch!).
Und dennoch ist es gut, dass wir es von Kindesbeinen an lernen, danke zu sagen. Denn das eingeübte „DankeSagen“ will daran erinnern, dass nichts selbstverständlich ist, auch nicht die kleinen freundlichen Gesten unserer Mitmenschen. Zudem wird sich wohl nur der, der fähig ist, bewusst zu danken, darüber im Klaren sein, was ihm alles geschenkt ist.
Und gerade da das Leben nicht nur Gelingen und heitere Tage bereithält, sondern auch Anstrengung, Leid, Verdruss und Härten, gerade weil es uns manchmal nicht belohnt, ist es sinnvoll, Anlässe für Dank nicht zu übergehen, sondern zu schätzen und zu würdigen.
So ist es auch ein guter und wichtiger Brauch, Gott am Ende eines hellen Sommers zu danken. Der Erntedanktag bietet uns Zeit und Anlass dafür.
Danken lässt sich an diesem Tag dann für vieles: für alleDinge, die das Leben uns anbietet, auch für das Leben selbst. Für dauerhafte Beziehungen, für eine bewältigte Aufgabe oder dafür, dass eine Mühe ihren Lohn gefunden hat.Die Erntegaben vorm Altar (Kürbisse, Brot und Äpfel) symbolisieren an diesem Tag Gottes gute Gaben, all das, was uns leben lässt, ohne dass wir es selbst hervorbringen.
Das Erntedankfest ist deshalb ein wichtiger Sonntag. Mag er manchen wie die Frage eines Elternteils erscheinen: "Und was sagt man?" –mir hilft er jährlich aufs Neue nicht aus dem Blick zu verlieren, wie gut es mir doch geht.
Möge es Ihnen ähnlich ergehen.