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17.04.2019 Kategorie: Gemeindeleben

Passionsandacht

Thema: Heute

Passiosnandacht Mittwoch, 17. April

Das war es jetzt mit seinem Leben.

In wenigen Stunden würde es vorbei sein. Er war zum Tode verurteilt worden. Er würde am Kreuz sterben, neben Jesus von Nazareth. Was er getan hatte, das konnte ihm keiner mehr verzeihen. Die Römer nicht, die ihn zum Tod am Kreuz verurteilt hatten, seine Familie nicht und Gott erst recht nicht.

 

Gute Regeln und Gebote hatte Gott seinem Volk gegeben, so hatte es ihm sein Großvater erklärt. Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis reden. All diese Gebote hatte er gebrochen, nicht nur einmal. Er hatte die Römer mit Gewalt bekämpft, er hatte gestohlen für sich  selbst, denn er wollte es ja auch einmal gut haben. Er hatte gelogen und sich so tief in seine Geschichten verstrickt, dass er nicht mehr herausfand.

Und an Gott hatte er nicht einmal mit einem Gedanken gedacht. Ja, er hatte es verdient, so zu sterben – als Verbrecher.

 

Es war ja nicht so, dass er nicht versucht hätte, ein guter Mensch zu sein. Aber schon als Kind war es ihm schwer gefallen, sich anzupassen und Regeln einzuhalten. Und es war ja auch immer gut gegangen. Mit ein bisschen Charme konnte er sich immer wieder herausreden. Und bei weitem nicht alles, was er angestellt hatte, war herausgekommen. Dass er sich bessern muss, war ihm klar gewesen. Und immer wieder hatte ihm sein Großvater die schönen Worte des Propheten Ezechiel vorgelesen: 

 

„Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch nehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben uns will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Und ihr soll wohnen im Lande, das ich euren Vätern gegeben habe, und ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein.“  (Hes 36, 26-28)

 

Gott würde ihm helfen, sich zu ändern. Er würde ihm helfen, ein besserer Mensch zu werden. Er würde sein Herz verändern, ihm ein Herz aus Fleisch geben und er würde ihm seinen Geist geben, dass er die Gebote Gottes einhalten kann. Aber die Versuchung war so oft größer gewesen. Er wollte ja was bewegen und was erleben im Leben und dann kamen die falschen Freunde.

 

Das kennen ja viele Menschen, dass  sie eigentlich das Gute wollen und es gut meinen, dann aber doch Schlechtes herauskommt. Das mit dem neuen Herz hatte bei ihm nie funktioniert. Und jetzt war es sowieso zu spät.

 

Der neben ihm am Kreuz hängt, Jesus von Nazareth, der hat ein reines Herz, der ist unschuldig. Der ist Gott ganz nah, da ist keine Sünde und keine Schuld, die zwischen ihm und Gott steht. Er ist der Sohn Gottes, sagen die Leute, und das glaubt er auch. Das ist die letzte Gelegenheit, doch noch mit Gott ins Reine zu kommen. Er fasst Mut und spricht mit der wenigen Kraft, die er noch hat, zu Jesus hinüber: „Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Und dann sagt Jesus zu ihm, dem Schuldigen: „Noch heute wirst du bei mir im Paradies sein.“

 

Sollte das stimmen? Der Sohn Gottes hat es gesagt. Also muss es stimmen. Komisch, dass er das jetzt glauben kann, dass Jesus Gottes Sohn ist und dass er ihn mitnehmen wird ins Paradies – noch heute. Hat er jetzt doch noch das neue Herz und Gottes Geist bekommen? Jetzt endlich kann sich sein Herz auf Gott verlassen und sich ihm ganz anvertrauen – ohne schlechtes Gewissen.

 

So fühlt es sich an, wenn einem verziehen wird, wenn man weiß, dass Fehler und Schuld nicht das letzte Wort haben. Da wird das Herz leicht, auch wenn der Leib leidet. Da kann man einen Weg gehen, der vorher ganz unmöglich erschien. Die Schmerzen schrecken ihn plötzlich  nicht mehr. Ohne Angst sieht er dem Tod entgegen. Die johlende Menge da unten, die  ihn begafft, macht ihm nichts mehr aus. Ganz am Ende seines Lebens schenkt Gott ihm einen neuen Anfang.

 

Wie schön wäre es gewesen, wenn es diesen Anfang schon viel früher in seinem Leben gegeben hätte, wenn er schon viel früher diesen Glauben und dieses Vertrauen hätte haben können. Dann hätte er ganz anders gelebt. Vielleicht wäre er auch mit Jesus gegangen und hätte gepredigt und den Menschen von Gott erzählt. Wie gerne würde er denen da unten sagen, wie Vergebung ist.

 

Gottes Herz ist viel größer als jedes Menschliche Herz und er kann mehr verzeihen, als es ein Mensch je könnte. Es ist nie zu spät, sich Jesus anzuvertrauen. Es ist nie zu spät, sich auf Gott zu verlassen. Man muss damit nicht bis zum Ende des Lebens warten, aber selbst dann noch lohnt es sich.

 

Viel später schreibt der Dichter Berthold Brecht:

„Alles wandelt sich.

Neu beginnen.

Kannst du mit jedem Atemzug.“

 

Er hat Recht, würde der sagen, der als Verbrecher neben Jesus gekreuzigt wurde und mit ihm ins Paradies ging.   Amen

 

Foto: Hashash

Beitrag von Bärbel Jacobs/Silke Cohn-Globisch