Der blaue Anzug sitzt ziemlich perfekt. Ein weißes Hemd, eine gepunktete Fliege und auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe: Fertig ist der Mann. Aus Jungs, die sonst in legeren Klamotten über den Schulhof laufen, werden Männer, die halb stolz, halb steif zum Mittelpunkt eines Festes werden. Aus Mädchen werden Frauen. Die meisten waren zuvor beim Friseur, haben sich etwas geschminkt und sehen irgendwie erwachsener aus als die Jungs, mit denen sie gemeinsam zum Konfirmationsgottesdienst in die Kirche ziehen - oder genauer gesagt: Wohin sie ihre Pfarrerin, ihr Pfarrer geleitet.
Denn darum geht es im schönsten, wichtigsten kirchlichen Fest für junge Menschen: Die Pfarrerin, der Pfarrer übergeben sie gleichsam der Gemeinde. Die Jugendlichen sollen zu tragenden Stützen der Gemeinschaft werden. Und umgekehrt: Die Gemeinde soll beitragen zum Erwachsenwerden der jungen Menschen.
In der Konfirmation wird den Jugendlichen die Hand aufgelegt. Sie bekommen Gottes Segen. Die Konfirmation, wörtlich übersetzt »Bestärkung« hat nicht nur diesen praktischen Sinn, einen Weg in die Gemeinde zu bahnen, sondern auch einen theologischen: Die Jugendlichen sollen sich ihre eigene Taufe »aneignen«. Ihre Taufe als Kind war gewissermaßen noch unvollständig, weil ihr persönliches Taufbekenntnis fehlte. Ab sofort gilt nicht mehr allein das Wort der Eltern oder Taufpaten, die einst an ihrer Stelle den Glauben bekannten. Nun machen sie sich als Konfirmanden mehr oder wenige entschlossen dieses lange zurückliegende Versprechen zu eigen: Sie wollen, so sagen sie, zu dieser Gemeinde gehören und als Christen leben. Äußerlich erkennbar wird ihre neue Rolle in der Kirchengemeinde an der Teilnahme am Abendmahl.
Auch wenn es eine ernüchternde Wahrheit ist, dass nach der Konfirmation viele Jugendliche nicht wieder in ihrer Gemeinde auftauchen, haben sie durch die gemeinsame Konfirmandenzeit dennoch vieles gewonnen. Kirche ist veränderbar, entwicklungsfähig, sie ist subjektiver und vielfältiger, als es oft von den Kanzeln klingt. Sie ist geprägt von unterschiedlichsten Interessen und Ideen, Erfahrungen und Traditionen,
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20.02.2011
Kategorie: Gemeindeleben