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19.10.2014 Kategorie: Gemeindeleben

1. Tag der ev. Frauenhilfe der in der Landeskirche Braunschweig

19. Oktober um 10:30 Uhr in der St.-Georg-Kirche Offleben

Der Gottesdienst war gut besucht, die "Fleutchepipers ut Emmerstidde" unter Leitung von Frau Winkler begleiteten  den Gottesdienst musikalisch. Jeder erhielt ein 60cm langes Band. Nach der Ansprache von Gerlinde Rademacher wurden die Bänder zusammengeknüpft um symbolisch die Gemeinschaft zu zeigen. Bärbel Jacobs erzählte über die Entstehung und die Arbeit der Ev. Frauenhilfe in den vergangenen  Jahrzehnten. Am Ausgang wurde das Band dann durchgeschnitten und JEDER er hielt ein Stück und band es sich um das Handgelenk. Nach dem Mittagessen machten einige einen langen Spaziergang durch Offleben. Im Anschluss daran erfreute Ilse Köhler aus Esbeck  alle mit ihren Erzählungen auf plattdütsch. Mit dem gemeinsamen Kaffeetrinken wurde der Tag beendet. Ein DANKESCHÖN  gilt den Damen der Ev. Frauenhilfe Offleben, die alles so schön vorbereitet haben und an die die Ev. Frauenhilfe Büddenstedt, die u.a. die Plakate gemacht hat. Vortrag von Bärbel Jacobs Frauenhilfe – Hilfe, Frauen!
Kann man denen wirklich trauen?
Denn die sitzen nur zusammen
vor gut gefüllten Kaffeekannen.
Kuchen vor sich – und dann los,
im Schnabbeln sind die wirklich groß!
So denkt mancher, der nicht weiß,
was Frauenhilfe wirklich heißt.

Und damit man wirklich versteht, was Frauenhilfe heißt, muss ich Ihnen doch ein wenig über die Entstehung und Entwicklung der FH erzählen.
Die ev. FH wurde bereits 1899 von Kaiserin Auguste Viktoria gegründet, die von Spöttern damals gern als „Kirchenguste" bezeichnet wurde.
1913 entstand der Landesverband Braunschweig unter der Schirmherrschaft von Herzogin Viktoria Luise. Eine Vorsitzende gab es damals noch nicht, an die Spitze des Frauenverbandes wurde ein Mann gestellt. Das änderte sich erst im Jahr 1925, als Agnes von Grohn für 36 Jahre den Vorsitz übernimmt. Sie schätzt den Wert dieser Laienbewegung hoch ein und hat auch das nötige Selbstbewusstsein, das sie für die Zusammen-arbeit mit den Kirchenvertretern braucht.

Und an dieser Stelle kann ich auch gleich einen weit verbreiteten Irrglauben ausräumen: Die evangelische Frauenhilfe untersteht nicht der Kirche, sie arbeitet zwar mit der Kirche zusammen, sie ist aber ein selbstständiger eingetragener Verein.
Seit einiger Zeit erhält die ev. FH des Landesverbandes Braunschweig keine Zuwendungen mehr vom Landeskirchen-amt, d.h. wir sind zu 100% abhängig von den Mitgliedsbeiträgen und von Spenden, z.B. aus den Kollekten der Gottesdienste. Die einzige „besoldete" Person im Landesverband ist unsere in Teilzeit beschäftigte Sekretärin Christine Borrmann, alle anderen Frauen arbeiten ehrenamtlich.
Entschuldigen Sie bitte die Abweichung vom Thema, aber es war mir eine Herzensangelegenheit, das einmal zu klären.

Aber nun zurück zur Geschichte. Bekannter als Agnes von Grohne ist aber meistens ihre Mitarbeiterin Helene von Sengbusch. „Wo sie hinkam, hinterließ sie eine FH," sagt man über sie.
Und die FH wird immer selbstbewusster. 1928 werden Hauspflegestationen gegründet und Mütterkreise ins Leben gerufen. 1931 wird ein Mütterkurheim in Bad Harzburg gegründet. Von 1935 an gab es die Januartagungen zur Weiterbildung von Gruppenleiterinnen.
Während der Zeit des 3. Reiches konnten die FH-Treffen nur im Verborgenen stattfinden, da die kirchliche Ausrichtung der FH unerwünscht und verboten war.
Doch nach dem Krieg blüht die FH wieder auf und etabliert sich in großen Teilen der Bundesrepublik. So konnten wir auch im Sommer des letzten Jahres das 100 jährige Jubiläum des Landesverbands Braunschweig in der Lindenhalle in Wolfenbüttel feiern.

Natürlich haben sich die Aufgaben der FH im Laufe der Zeit geändert. Zu Beginn lag der Schwerpunkt in der Gemeinde-arbeit. Die FH bot Koch-, Näh- und Hauspflegekurse an , kümmerte sich um Wöchnerinnen, gründete Kinderhort und Kindergärten. In der Zeit des 1. Weltkrieges wurde Babywäsche verschenkt, Sammlungen von Lebensmitteln für Bedürftige organisiert, sogar eine Samensammlung von Obstkernen zur Ölgewinnung wurde ins Leben gerufen.
Nach dem 2.Weltkrieg entstand die Flüchtlingshilfe und die Bahnhofsmission und schon 1949 begann zaghaft die WGT-Arbeit.

Ja, gehörte am Anfang die praktische Gemeindearbeit, die Hilfe von Frauen für Frauen und Familien zu den Hauptgebieten, so wandelte sich das Aufgabenfeld durch die Gründung hauptamtlicher Hilfseinrichtungen wie z.B. AWO, Diakoniestationen und Pflegedienste, Ehe- und Familienberatung, die die ehemaligen FH-Arbeiten übernahmen.
So liegt heute der Schwerpunkt unserer Aufgaben in der finanziellen Unterstützung diakonischer Projekte, der Partnerschaften mit Frauengruppen aus Indien, Japan und Liberia.
Eine weitere wichtige Aufgabe ist nach wie vor die Ausrichtung des WGT und natürlich die Unterstützung unseres Haus Daheim. Das ist ein Mutter-Kind-Kurheim mit dem Sonderbereich für Frauen mit MS, also Multipler Sklerose. Das Haus Daheim gehört zu 100% der FH, ist zertifiziert und von den Krankenkassen anerkannt, ist sehr gut ausgelastet und schreibt schwarze Zahlen.
Außerdem sammeln oder spenden wir für das Mütter-genesungswerk und der Landesverband Braunschweig hat die Aktion Senfkorn etabliert, d.h. wir verteilen Kinderbibeln an die Täuflinge der Gemeinden und auch die FH Offleben und Büddenstedt beteiligen sich an dieser Aktion.

Aber bisher fehlt noch die eigentlich wichtigste Aufgabe unserer evangelischen FH, durch die wir uns von anderen großen Frauengruppen, z.B. den Landfrauen, grundlegend unterscheiden.
In einem Brief von Kaiserin Auguste Viktoria heißt es: „An alle Frauen und Jungfrauen richtet sich daher meine herzliche Bitte einzutreten und zu helfen, dass wir unserem Volke die Segnungen des Evangeliums in stets reicherem Maße zuwenden und erhalten."
Oder wie es in der Präambel der ev. FH in Deutschland steht:
Die ev. FH nimmt ihre Arbeit für und mit Frauen wahr in der Bindung an das Wort der Bibel und im Vertrauen auf die Verheißung des Evangeliums von Jesus Christus."

Und zum Schluss möchte ich noch einmal auf das Gedicht vom Anfang zurückkommen, da heißt es: „So denkt mancher, der nicht weiß, was FH wirklich heißt."

Ja, was heißt es denn nun wirklich?

Nach einem ausführlichen Interview mit einer FH-Leiterin fasste es ein junger Reporter folgendermaßen zusammen.
• EV. FH heute heißt: Gemeinschaft im Glauben und Handeln
• Die Zielsetzung: Frauen wollen christlichen Glauben bewahren und weitergeben, bemühen sich auf vielfältige Weise, Mitmenschen zu helfen, manchmal in ganz bescheidenem Rahmen, aber auch in weitreichendem Maße
• Frauen sollen ihre Fähigkeiten entwickeln, ihre Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft einbringen, ihren Lebenskreis mitgestalten.

Ich meine, der junge Mann hat's erfasst!

Geschichte der Ev. Frauenhilfe

langsam füllt sich die Kirche

Fleutchepipers ut Emmerstidde

Das Band wird geknüpft,

das alle verbinden soll

Am Ausgang wird das Band zwerschnitten

Die Suppe schmeckt

Ein Spaziergang durch Offleben bei strahlendem Sonnenschein

Ilse Köhler unterhält alle in plattdütscch.

Nach dem Vergnügen "die Arbeit" Fotos: Hashash

Beitrag von R.-M. HashashBärbel Jacobs