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12.04.2017 Kategorie: Gemeindeleben

Passionsandacht Montag 10. April um 18.00 Uhr

St. Georg-Kirche in Offleben - WACHET

Liebe Gemeinde,
in der Passionszeit schauen wir auf den Leidensweg, den Jesus gegangen ist und der ihn ans Kreuz geführt hat.
In diesem Jahr, in dem wir den Beginn der Reformation vor 500 Jahren bedenken und feiern, werden in die Passionsandachten immer wieder auch Gedanken und Themen Luthers und der Reformation mit einfließen.
Wenngleich Luther selbst keine Passionslieder geschrieben hat, schätzte er doch die Passionszeit hoch, als eine „ Zeit, in der man von dem Leiden unseres lieben Herrn Jesu Christi in der Kirche zu singen und zu predigen pflegt“.
Öffnen wir uns nun im Singen, Hören und Nachdenken neu für die Begegnung mit Christus.
Das Thema unserer ersten Andacht heißt: Wachen

Es geht ums Ganze. Um Leben und Tod. Um das Ringen mit der Todesangst. Existentiell.
„Bleibt hier und wacht mit mir!“ (Mt 26, 38)
Was Jesus in dieser Nacht, bevor er gefangen genommen wird und stirbt, zu seinen Jüngern sagt – das ist die vielleicht inständigste Bitte, die ein Mensch äußern kann.
In solch tiefer Verzweiflung nicht allein zu sein zu wollen, Freunde an der Seite zu haben, die das mit aushalten – darin zeigt sich die ganze Menschlichkeit von Jesus.

Zum zweiten Mal bittet Jesus seine Jünger.
Dunkle Nachtstunden liegen dazwischen. Stunden, in den Jesus mit Gott und seiner Todesangst gerungen hat. Stunden, in den die Jünger nicht wachbleiben konnten, sondern eingeschlafen sind.
„Wachet und betet!“ (Mt 26, 41)
Diese zweite Bitte von Jesus enthält einen neuen Klang.
Es geht nicht mehr nur um das Wach-Bleiben. Es geht nun auch um das Wachsam-Bleiben. Durch Beten wachsam werden, wachsam sein, wachsam bleiben.
Wachsam sollen die Jünger von Jesus bleiben: gegenüber sich selbst, aber auch gegenüber allem, was da von außen auf sie zu kommen mag.

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir
Nur sechs kurze Takte hat dieser Liedruf aus der Gemeinschaft von Taizé. Der Text verbindet die beiden Bitten von Jesus aus dem Bibeltext des Matthäus-Evangeliums.
Immer wieder soll diese Bitte gesungen werden. Solange, bis nicht mehr „ich“ singe, sondern „es“ in mir singt. Alle Inständigkeit, alles Flehen, allen Schmerz, alle Trauer und Hilflosigkeit kann ich in den Gesang hineinlegen.
Die Gesänge in Taizé sind gesungene Gebete. Denn (so erklären es die Brüder):
„Mit Gesängen beten ist eine wesentliche Form der Suche nach Gott. Kurze, stets wiederholte Gesänge schaffen eine Atmosphäre, in der man gesammelt beten kann. Meditatives Singen macht bereit, auf Gott zu hören.“

Wer auf Gott hört, bleibt wachsam. Und: Wer singt, der betet doppelt.
Schon der Hl. Augustinus im 4. Jh. hat diesen Satz geprägt, der Reformator Martin Luther hat ihn sich zu eigen gemacht.

Martin Luther hat in seinem Leben oft jemanden gebraucht, der bei ihm blieb, wach blieb, ihn und seine Gedanken ausgehalten hat. Luther brauchte Menschen, die für ihn und mit ihm gebetet haben.
Man kennt Luther imposant, kraftvoll, unbeugsam. So zeigen ihn auch die Denkmäler.
Das aber ist nur die eine Seite des Reformators, die populäre. Es gab auch die andere Seite: Fast Zeit seines Lebens war er krank.

Existentielle Erschütterungen hat er erlebt und durchlitten, Angstattacken, Auseinandersetzung mit Tod durch Krieg (Bauernkriege) und Pest, Krankheiten am eigenen Leib.
Die Zahl seiner Leiden ist enorm. Berichtet werden Magen- und Gallenbeschwerden, häufige Verstopfungen, Harnstau, Nierenkoliken, Herzschmerzen, hoher Blutdruck, Ohren-sausen, Mittelohrentzündungen, Gicht, Angina, Phasen mit schwerem Kopfweh, Ohnmachtsanfälle und Depressionen.

Um Himmels willen – will ich angesichts dieser Liste ausrufen! Wie kann man da noch wachen und beten?

Für Luther war Jesus mit seinem Leiden und seiner Angst Vorbild und Trost zugleich. Auch Jesus in Gethsemane. An Jesus Christus hielt er sich fest – im Zittern und Zagen: Dieser Jesus hat das auch durchgemacht. Er kann mir wirklich beistehen! Die Andacht hielten Silke Cohn-Globisch und Bärbel Jacobs

Foto: Hashash

Beitrag von zusammengefasst von Rose-Marie Hashash