Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann?
Der Weihnachtsmann möchte seinen Beruf nicht mehr ausüben, da er meint, es glaube ja sowieso kaum noch jemand an ihn. Alle Kinder warten nicht auf ihn, sondern nur auf die Geschenke. In den Briefen an ihn steht nur noch: „Lieber Weihnachtsmann, bring mir...“ Wenn mal in einem Brief steht „Bitte, bring mir..“, so ist das eine echte Rarität. Er fühlt sich fast wie ein Versandhaus. Und in dem von Rentieren gezogenen Schlitten mag er auch nicht mehr durch die Luft fliegen, ihm wird schwindelig und übel, wenn er nach unten sieht. Er ist halt schon ein alter Mann. Und die lächerliche rote Montur mag er auch nicht mehr. Wenn er noch einmal seine Pflicht tun sollte, dann nur in einem für Geschäftreisende passenden Anzug: grauer Flanell vielleicht, oder auch Tweed mit Weste und Taschenuhr und eleganten schwarzen Halbschuhen. Und dann noch einem Hut – er wollte schon immer eine Melone – und einen Stockschirm. Ein Rentier stellt sich vor, wie es aussähe, wenn der Weihnachtsmann in diesem Aufzug über die Dächer klettert und durch Schornsteine rutscht. Gar nicht daran denken mag das Rentier, was passieren würde, wenn ein Polizist den Weihnachtsmann so sähe. „Was tun Sie, Sir? Geschenke ausliefern? Auf dem Dach? Durch den Schornstein? Ich verstehe... Würden Sie bitte kurz Ihren Sack öffnen, Sir? Ah. Computer, Videospiele, ein Fahrrad, ... eine Puppe? Wohl im Dunkeln daneben gegriffen, Sir? Und wie sagten Sie gleich, war Ihr Name? Nikolaus, Sankt Nikolaus? Ha, ha, ha. Nein, ich finde das überhaupt nicht witzig. Ein Mann in Ihrem Alter! Das Beste wird sein, Sie erklären uns das Ganze noch einmalgenauer. Auf der Wache.“ Während dessen brabbelt das jüngste Rentier leise Blödsinn vor sich hin. Der Weihnachtsmann wird stutzig und findet auf nachfragen heraus, dass die Rentiere vergorene Beeren gefressen haben und leicht beschwipst sind. Der Weihnachtsmann erklärt noch, dass er für seine viele harte Arbeit noch nie eine Anerkennung erhalten hat. „Als Gegenleistung? Als Dank? Nichts... In all den Jahren – und es waren harte, arbeitsreiche Jahre – hat mir niemals jemand etwas geschenkt!“ Seine Rentiere schniefen, kämpfen mit den Tränen, nehmen den Schlitten und eilen davon. „Und deshalb, liebe Freunde: Wenn ihr es einmal in einer dunklen Winternacht an eure Tür klopfen hört und wenn ihr dann öffnet und vier Rentiere stehen vor euch, die einen leeren Schlitten ziehen, die leicht schwanken, nach vergorenen Beeren riechen und um eine kleine Gabe bitten, dann gebt großzügig und mit frohem Herzen, wenn, ja, wenn ihr an den Weihnachtsmann glaubt.Nachrichten Ansicht
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14.12.2012
Kategorie: Gemeindeleben